Weltmeisterschaft in La Molina: Gute Leistung aber ohne Traumerfüllung
Es ist mir bewusst, dass man diese Infos eigentlich nicht mehr als News bezeichnen kann. Trotzdem möchte ich hier noch ein paar Zeilen über die Weltmeisterschaft im Spanischen La Molina schreiben. Ich benötigte etwas Abstand, um diesen Grossanlass objektiv zu analysieren.
Als wir in den Pyrenäen ankamen, war die Stimmung eher wie im Frühling. Naturschnee war sozusagen nirgends zu sehen! Die Temperaturen waren sehr mild! Wir fuhren auf schmalen Kunstschneespuren und durften keinesfalls über dessen Rand hinausfahren! Die Organisatoren machten aber das Beste aus der Situation. Dank dem vielen Kunstschnee vom Dezember konnten zwei gute Rennen durchgeführt werden. Wir mussten zwar zu Fuss übers Grüne zum Start gehen, doch die Rennpiste war den Umständen entsprechend in einem guten Zustand.
Gut vorbereitet startete ich am 19. Januar zum Parallel-Riesenslalom. Als 13. qualifizierte ich mich fürs KO-Finale und traf im Achtelfinale auf meinen Zimmerkolleg Nevin Galmarini. Mit einem super ersten Lauf konnte ich ihn von Anfang an unter Druck setzen. Schliesslich machte er Fehler und ich holte den maximalen Vorsprung heraus. Diesen konnte ich im zweiten Lauf gut verwalten und gewann das erste Schweizerduell. Denn im Viertelfinale wartete der nächste Teamkollege. Gegen Kaspar Flütsch handelte ich mir im ersten Lauf einen minimalen Rückstand von 7 Hundertstel ein. Ich startete gut in den Rerun. War sogar etwas voraus, bis ich dann aber einen kleinen Rutscher hatte und etwas Tempo verlor. Auf der Ziellinie lag ich um 23 Hundertstel zurück und hatte so das zweite teaminterne Duell knapp verloren. Meine Enttäuschung war natürlich gross. Ich konnte mich in den Wettkampf hineinsteigern und fuhr gute Läufe. Trotzdem reichte es knapp nicht für die besten Vier! Mit dem 8. Schlussrang und etwas Wut, fokussierte ich mich aber auf den anstehenden Slalom am Freitag. Ich war voll motiviert und hatte nach diesen Runs das Vertrauen um noch einmal anzugreifen.
Rangliste: La Molina SPA, PGS
Am Donnerstag bereiteten wir uns für den Slalom vor. Mit ein paar Trainingsläufen auf dem kurzen Board fand ich den Slalomrhythmus sofort. Danach war Aktiverholung auf dem Spinningvelo und mentale Vorbereitung angesagt. Am Freitag standen wir am Berg für den Parallel-Slalom. Schon am morgen früh hatte es viel Wind und er wurde immer stärker. Nichts desto trotz startete ich mit voller Motivation zum ersten Qualilauf und griff an. Es lief super, bis ich nach 2/3 des Laufs einen Fehler machte und stürzte. Doch an diesem Tag stand das ganze Glück auf meiner Seite! Der Wind war mittlerweile so stark geworden, dass nach mir niemand mehr fuhr. Das Rennen wurde am Ende abgesagt und auf den nächsten Tag verschoben. So bekam ich dank dem Wind noch eine Chance!
Am Samstag hatte ich mit dem Sturz vom Vortag im Hinterkopf nicht mehr den Mut noch einmal so auf Angriff zu fahren. Mit einer eher verhaltenen Qualifikation schaffte ich es nur gerade auf den 15. Rang. So bekam ich es mit dem Qualizweiten Benjamin Karl zu tun. Nun ging es um alles oder nichts. Ich startete super und konnte im ersten Teil sogar einen kleinen Vorsprung herausfahren. Nach einem Linienfehler relativierte sich das Ganze und im Ziel hatte ich einen Rückstand von 59 Hundertstel. Im Rücklauf musste ich noch einmal voll attackieren! Im oberen Teil hatte ich wieder etwas Mühe die Ideallinie zutreffen, kam aber dann besser in Schwung. Am Schluss konnte ich etwas Zeit aufholen, aber zu wenig um den späteren Weltmeister zu schlagen. So blieb ich auf meinem 15. Rang und stand mit gemischten Gefühlen im Ziel. Der Österreicher war nicht schneller, aber er machte fast keine Fehler! Die Ehre für die Schweiz rettete Simon Schoch mit der verdienten Silbermedaille!
Rangliste: La Molina SPA, PSL
Rückblick auf die WM: Wie jeder, der an die Weltmeisterschaft reist, hatte auch ich den Traum von einer Medaille. Mit meinen Leistungen in den zwei WM-Rennen bin ich eigentlich zufrieden. Ich konnte mich im Wettkampf steigern. Trotzdem ging der Medaillentraum nicht in Erfüllung. Es braucht halt auch das nötige Glück.
Nun bin ich bis am 4. Februar in der Schweiz, bevor es dann für fast 5 Wochen auf Tour geht. Als erste Station fliegen wir nach Korea, wo am 9. Februar der nächste World-Cup stattfindet.
Mit sportlichen Grüssen
Roland Haldi |