E-Mail


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

..News


30.3.2010..

Olympia
Als erstes möchte ich mich bei allen entschuldigen, die seit Februar auf meine News gewartet haben. Wie ihr sicher alle schon mitbekommen habt, ist mir das Olympia-Rennen nach gutem Start dann ziemlich missglückt. Es war für mich eine harte Lektion in der Welt des Sports. Ich brauchte zuerst etwas Abstand um das Erlebte klarer zu sehen. Nun möchte ich euch doch noch persönlich von dem Erlebnis Olympia berichten.

Am 10. Februar reisten wir mit der Eröffnungsfeier vor Augen Richtung Vancouver. Die Vorfreude war bei mir und dem ganzen Team riesig. Zuerst mussten wir uns aber einquartieren. Man reist nicht einfach an einen Ort irgendwo auf der Welt, checkt im Hotel ein und fertig. Zum ersten Mal merkte man schon am Flughafen beim Zwischenstopp in Toronto, dass das nicht eine normale Reise ist. Es waren überall Volunters, die uns den Weg wiesen oder zu Hilfe eilten! Wir mussten uns schon am Flughafen in Vancouver die Akkreditierung abholen, denn ohne diese lief sowieso überhaupt nichts. Anschliessend wurden wir mit dem organisierten Bus direkt zum Olympic-Village gebracht. Dort wurden wir und das ganze Gepäck wieder kontrolliert und geröntgt. Irgendwann gegen Mitternacht hatten wir dann unsere Zimmer bezogen und eingerichtet. Man hörte im Vorfeld sehr viel über diese Kontrollen, meistens eher Negatives. Ich fand, die Polizisten und Helfer in Vancouver hatten ihre Arbeit sehr freundlich und speditiv gemacht.

Am nächsten Tag fanden wir Zeit das ganze Village und die Umgebung genauer zu erkunden. Das Swisshous war neben den Kanadischen das zweithöchste Gebäude. Von der Dachterrasse aus hatte man eine fantastische Aussicht auf die Skyline von Vancouver mit den zwei Stadions (BC Place und Hockey).

Eröffnungsfeier
Am 12. Februar marschierten wir als Team Switzerland Richtung BC Place (überdachtes American Football Stadion) an die Opening Ceremony. Es war ein langes Warten und Einstehen/Anstehen bis die Schweiz mit S an der Reihe war. Doch je näher wir dem Tor zum Inneren des Stadions kamen, desto mehr stieg die Stimmung in den Teams. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als der Speaker das Team Switzerland ankündigte. Ich durfte als Teil dieses Teams in das prallgefüllte Stadion einmarschieren und ich war noch nie so stolz die Schweiz vertreten zu dürfen! Es lief mir buchstäblich kalt den Rücken hinunter! Für mich war das einer der emotionalsten Momente in meiner Sportkarriere. Den Applaus von Zehntausenden von Leuten zu geniessen war für mich als Snowboarder einmalig. Der Stimmungshöhepunkt erreichte die Ceremony, als der Gastgeber, Team Canada zuletzt einmarschierte. Dieser tobende Applaus sprengte dem BC Place fast das Dach weg! Das eindrücklichste an dieser Feier war für mich: Jeder Athlet fühlte sich als Sieger. Wir feierten zusammen Olympia! Es gab noch keine Helden oder Sportler, die an ihrem Traum scheiterten. Wir hatten alle noch unseren Traum vor Augen. Der Moment, als das Olympische Feuer entfacht wurde lies meinen Traum noch etwas wärmer strahlen.

Abstand vom Rummel
Da wir unseren Wettkampf erst am zweitletzten Tag hatten, nahmen wir noch einmal 5 Tage Abstand vom ganzen Rummel und reisten in der gleichen Zeitzone in den Süden nach Mexico in die Wärme. Weit weg vom Schnee konnten wir noch einmal den Kopf gut lüften und neue Energie und Motivation tanken. Als Team erlebten wir einige schöne Momente. Unter anderem spielten wir Beach-Volley und Golf (auf Anfängerniveau), gingen auf Wahlwatching mit wunderschönem Sonnenuntergang und vergnügten uns mit Jet-Ski fahren. Mein persönlicher Höhepunkt war das Schwimmen mit Delphinen. Es war eine schöne Inspiration, mich mit einem so eleganten und kraftvollen Tier im gleichen Becken zu bewegen.

 

Vorbereitung auf Vancouver Island
Vollgetankt mit Energy und einem freien Kopf reisten wir zurück nach Vancouver. Ab dem 19. Februar trainierten wir für 5 Tage in Mt. Washington, das liegt auf Vancouver Island direkt vor der Küste Vancouvers. Wir waren wieder nah dran aber trotzdem genügend Abstand, um ungestört zu trainieren. Die Bedingungen waren hervorragend, unsere Unterkunft lag direkt an der Piste, das Wetter war bis auf den letzten Tag super, die Trainingspiste war gut präpariert und wir hatten unseren eigenen Schweizerkoch dabei. Wir konnten uns perfekt auf den Wettkampf vorbereiten!

Die Tage vor dem Wettkampf
Am 23. Februar kehrten wir wieder ins Olympic-Village zurück. Es blieben uns noch ein paar Tage bis es am 27. ernst galt. Wegen den prekären S
chneeverhältnissen fand kein offizielles Training mehr statt. So konnten wir die hervorragende Stimmung geniessen. Es war unglaublich, wie die Kanadier jeden Abend die Spiele und sich selber feierten! Wenn die heimische Hockey-Mannschaft ein Spiel gewann, war auf den Strassen in Downtown die Hölle los. Jedes mal tanzten und sangen die Leute fröhlich und friedlich miteinander, es war ein Fest aller Nationen untereinander. Eindrücklich war auch das Olympic-Village. Es war alles vorhanden was ein Sportler braucht, ja sogar fast mehr als ein Sportler braucht. Das ganze Dorf wurde neu gebaut und wird nach den Spielen bewohnt. Ein wunderschönes Quartier, in der Nähe vom Zentrum, direkt am Wasser. Es war interessant sich mit so vielen Topathleten ein Dorf zu teilen, sich zu treffen und zu unterhalten. Es gab viele schöne Begegnungen.



Der Gipfel in diesen Tagen war das Hockeyspiel Schweiz – USA. Im Vorfeld versuchten wir die Wettkämpfe so gut es ging am TV zu verfolgen. Es war oft schwierig an Bilder von Vancouver zu gelangen. Doch für dieses Spiel konnten einige von unserem Team noch ein Ticket ergattern. Zusammen erlebten wir ein Feuerwerk eines Sportanlasses. Ein spannendes Spiel mit super Stimmung vor, während und nach dem Match. Leider verlor die Schweiz am Ende, trotzdem war es ein Riesen-Erlebnis.

Der Wettkampf
Zum Wettkampf gibt es vor allem zu sagen: Regen, Regen und noch mehr Regen… Ich war super, ja sogar perfekt auf diesen Tag vorbereitet. Mir fehlte es an nichts. Da konnte mir nicht einmal das Wetter was anhaben. So ging ich mit voller Überzeugung und Zuversicht an den Start. Ohne zuvor einzufahren, kam ich vom ersten Tor an gut ins Rennen. Mir gelang ein guter erster Lauf. Mit der achtbesten Zeit startete ich zum zweiten Lauf. Wieder fand ich den Rhythmus sofort. Es war ein guter nahezu fehlerfreier Lauf bis mir nach dem viertletzten Tor beim Wechsel der verheerende Fehler unterlief. Ich wurde im dichten Nebel von einer Welle überrascht und flog ab. Ich konnte mich noch kurz vor dem Netz retten und kämpfte mich in den Lauf zurück. Im Ziel schossen mir so viele Gedanken wie noch nie durch den Kopf. Einerseits Hoffnung, andererseits Enttäuschung und Wut! Nach dem letzten Fahrer war es dann definitiv. Ich scheiterte schon in der Qualifikation und beendete das Rennen auf dem 20. Rang. Ich erlebte so viele Emotionen durcheinander wie noch nie in meiner sportlichen Laufbahn. Ich war noch nie so nah an Tränen wie in diesen Momenten. Abwechslungsweise hätte ich weinen können und dann wieder alles kurz und klein schlagen. Das nützte aber alles nichts mehr. Es war Definitiv! In diesem Moment merkte ich auch wie trostlos das Wetter eigentlich war. Am härtesten traf es aber die Zuschauer. Vom Regen durchnässt konnten sie teilweise weder die Leinwand noch die Strecke sehen. Sie harrten trotzdem den ganzen Tag in strömenden Regen aus. An dieser Stelle ein Riesen-Dankeschön an die treuen Fans (Mike, Karin, Clewi, Gabi, Sonja, Katle und Fredi) die mich vor Ort so tatkräftig unterstützten! Das hat mich enorm gefreut! Ich gesellte mich nach meinem Einsatz zu ihnen auf die Tribüne und verfolgte das Finale mit ihnen.

Rangliste: Vancouver 2010

Der Tag danach / Schlussfeier
Das erwachen war hart. Am nächsten Tag war das Loch in dem ich steckte noch viel tiefer und dunkler. Man geht das verpatzte Rennen durch und durch, doch ändern tut sich nichts mehr. An diesem Punkt beginnt die Verarbeitung. An jedem anderen Rennen kann man sagen: Nächstes mal mache ich es besser. Doch ein Olympiarennen ist erst in vier Jahren wieder. Trotzdem muss es weitergehen! In der Zeit war ich froh, um jede Ablenkung. Ich sah mir zusammen mit anderen Schweizersportlern im Swisshous das Eishockey-Finalspiel. Das war mit Sicherheit wieder ein Sportliches Highlight. Als die Kanadier das entscheidende Tor in der Verlängerung erzielten, rannten wir auf die Terrasse um die Stimmung live zu erleben. Es war wie ein Erdbeben in Vancouver! Man konnte den Jubel im und ums Stadion hören. Neben dem Stadion wurde das Spiel den zahlreichen Leuten, die kein Ticket hatten, auf einer Grossleinwand gezeigt. Ganz Vancouver war am jubeln und sie feierten ihre Helden. Für die Kanadier ist Eishockey nicht Sport, es ist Religion! Für mich persönlich war dann die Closing-Ceremony am Abend der schöne Abschluss einer sehr intensiven Zeit. Die Schlussfeier wurde wie schon die Eröffnungsfeier wieder sehr unkonventionell mit vielen Lichteffekten inszeniert. (Das erste Mal in einem überdachten Stadion = kein Feuerwerk.) Sie war modern und hatte auch witzige Teile. Hat mir sehr gefallen! Als das Olympische Feuer ausging war ich einerseits voller Wehmut und andererseits war ich stolz ein Teil dieser Geschichte gewesen zu sein!
Ich hatte lange gekämpft für diesen Traum und ich war sehr nahe dran um Geschichte zu schreiben. Am Tag X war ich bereit und konnte mein Bestes geben. Doch es können nicht alle gewinnen. Nur wenigen Athleten erfüllt sich der Traum einer Medaille. Schlussfazit: Schade ging der sportliche Teil so in die Hosen. Doch das Erlebnis war für mich einmalig, wunderschön, überwältigend, intensiv, bombastisch, unvergesslich……

Rückkehr nach Hause
Am 2. März kehrte ich von Kanada nach Hause zurück. Es blieb mir nicht viel Zeit in der Schweiz, knappe 24 Stunden. Doch diese Zeit genügte für einen warmherzigen Empfang vom Ski Club Schönried mit den JO-Kindern und dem Treichlerklub Schönried. Gerne hätte ich den Leuten im Saanenland mehr Grund zum Feiern mit nach Hause gebracht! Nicht desto Trotz hat mich dieser Empfang mega gefreut und mich ermutigt. Ich danke allen Freunden und Fans ganz herzlich, die während der ganzen Zeit hinter mir gestanden sind und an mich geglaubt haben. Die zahlreichen ermutigenden Worte und SMS vor, während und nach Vancouver haben mir immer sehr geholfen und gut getan.

Nun ging es in der Nacht schon wieder weiter nach Moskau ans nächste Rennen. Motiviert war ich nach wie vor. Ich reiste nach Russland um erneut mein Bestes zu geben. Zum Glück  ging es Schlag auf Schlag weiter, so blieb mir keine Zeit zu „grübeln“.

Sportliche Grüsse
Roland Haldi

 


Seitenanfang......


zurück zu der News-Übersicht
......

 

©2005 by MRJIBE